Es ging schon ein kleines Raunen durch die Elektronikszene als The Orb 2004 plötzlich als neuer Act auf Kompakt angekündigt wurden. Zwar waren The Orb seit ihrer Gründung Ende der 80er Jahre nie wirklich weg vom Fenster, die Qualität der Alben kam allerdings zum Millenium kaum aus dem Mittelmaß heraus. Vielleicht hat sich Dr. Alex Paterson, Gründer und einziges permanentes Mitglied auch deshalb dazu entschieden, den Sound des Projekts gänzlich in die Hände seines langjährigen Kollegen Thomas Fehlmann zu legen. Das Okie Dokie It’s The Orb stilistisch kaum an frühere Orb (sprich: Paterson) Produktionen erinnert, sondern konsequent an Fehlmanns Solowerk anknüpft lässt sich kaum verneinen.
Umso erstaunlicher, dass mit The Dream ein ganz unerwartetes neues Orb Album auf Traffic Inc. Erscheint, dass sich wieder mehr in Paterson Dimensionen bewegt, um nicht zu sagen so nostlalgisch klingt, dass man denken könnte es wäre wieder 1993 als The Orb auf dem Höhepunkt ihres Schaffens waren. Spätestens als nach 45 sek. des Titeltracks eines dieser typischen Orb- Vocalsamples auftaucht , weiß man welche Richtung das Album verfolgt: The Orb haben den Humor wiederentdeckt, und die Songs auf The Dream gehören zu den lockersten der Band seit über zehn Jahren.
Musikalisch verlässt man sich auf der einen Seite auf das bekannte Konzept aus Samples und Dubs: Tracks wie High Noon, Codes und The Dream sind typische Dubtracks, mit weiten Räumen, tiefen Bässen und sphärischen Synths, die immer wieder gespickt mit Vocal-, Film- und Radiosamples sind. Diese werden durch vier kurze Vocal-Interludes und Orbisonia, dem einzigen wirklichen Ambient Track zum Ende des Albums ergänzt.
Auf der anderen Seite aber findet man in The Dream etwas, was nicht gerade typisch für The Orb ist: Gastsänger. Die Palette ist dabei durchaus vielfältig: Vuja De ist ein etwas albener, aber durchaus stimmiger Anfang 90er Jahre Elektro Track, A Beautiful Day einr großartige Mischung aus Dub und Soul-Vocals über einen sanft dahin bouncenden Beat . Zur Mitte des Albums hin wird es etwas ethnischer: The Truth Is wirkt gedämpfter und ernster als die vorangehenden Songs, und erinnert teilweise etwas an eine Deadbeat Produktion, wenn sich aus den Dubs plötzlich ein Gitarrensample erhebt. Apropos Rückbesinnung auf den alten Sound: Der Track verwendet das gleiche Vocal Sample wie der Klassiker The Blue Room.
Mother Nature versetzt uns in den mittleren Osten: Orientalische Klänge gepaart mit einem treibenden Rhythmus und Reggae-Riddims.Diese findet man auch im nachfolgenden Lost & Found, das wieder mehr dem Dub gewidmet, Trompetensektion inklusive.
Das alles klingt zwar etwas zerfahren, wirkt aber im Kontext des Albums nicht so: Die Mischung aus typischen Dubtracks und Vocals ergänzt sich gut, und klingt trotz einem gewissen ‚Oldschool-Touch‘ nicht angestaubt. Vielleicht hat es Paterson etwas zu gut mit den Vocals und Vocalsamples gemeint, die sicherlich nicht jedermanns Sache sind, und auch in Sachen Sound wird kaum das Rad neu erfunden. Was jedoch festzuhalten bleibt, ist dass sich The Orb wieder auf alte Stärken besinnt haben, und auch wenn die Tracks nicht die Substanz eines Huge Ever Growing Pulsating Brain haben, ist es doch eine durchaus unterhaltsame Angelegenheit, und eine der Überraschungen des Jahres.
Can’t wait to hear this :D