The Flaming Lips – At War With The Mystics

Die letzte Woche stand eindeutig im Zeichen der Flaming Lips: Endlich bin ich mal dazu gekommen mir die Coverstory des letzten Intros anzuschauen, in der man den Flaming Lips und der Bedeutung ihrer Heimatstadt Oklahoma City mal etwas auf den Grund gegangen ist. Da das Interview teilweise an die 2004 erschienene Band-Doku The Fearless Freaks anknüpft, hab ich mir diese auch gleich besorgt und angeschaut. Jetzt weiß ich unter anderem, dass Sänger Wayne Coyne zwölf Jahre im gleichen Fast Food Restaurant in Oklahoma City gearbeitet hat, der ältere Bruder von Steven Drozd fast sein ganzes Leben im Gefängnis saß, und Michael Ivins früher wirklich nicht nur eine unglaublich beknackte Frisur hatte, sondern auch jeder Bohnenstange im Bundesstaat Konkurrenz machen konnte. Insgesamt erfährt man eine Menge über die bewegte Geschichte der Band, von den 80er Jahren in denen die Lips als Familienbande noch schrammeligen Garagerock spielten, und vor allem eher als laute Junkies anstatt als ernsthafte Band galten, was sich erst Anfang der 90er mit einem anständigen Plattenvertrag und einem Charthit ändern sollte.
Aber mit den Flaming Lips ist es ohnehin wie mit einem guten Whiskey: Je älter sie werden, desto besser werden sie. Deswegen waren die Herren auch schon Ende 30 als sie 1999 The Soft Bulletin aufnahmen, das bei vielen Kritikern als eines der besten Rockalben der 90er Jahre gilt, und vier Jahre später ein nicht weniger großartiges Album namens Yoshimi Battles The Pink Robots herausbrachten. Inzwischen sind die Flaming Lips nicht nur als großartige Musiker bekannt, sondern auch vor allem für ihre obskure Bühnenshow, in deren Genuss ich leider noch nicht gekommen bin.

Das könnte sich bald ändern, denn sie haben ein neues Album und hoffentlich eine Tour im Gepäck: At War With The Mystics heißt es, und, was soll ich sagen, es ist wieder toll. Auch wenn die Lips sich nicht neu erfinden wie sie es mehrmals in ihrer Karriere getan haben, ist das neue Album ein weiterer eigener Planet im bunten Flaming Lips Universum. Weniger orchestral als The Soft Bulletin, weniger konzeptuell als Yoshimi, spannt es vielmehr einen Bogen über die Vielfältigkeit der Band: Von Stücken mit markanten Gitarrenriffs, die eindeutig ihren Rockwurzeln entspringen („Free Radicals“, „Yeah Yeah Yeah Song“), über tanzbare, lockere Indiesongs („Mr Ambulance Driver“), bis hin zu Prog-rockig anmutenden Songs mit elektronischen Spielereien von Mulitinstrumentalist Steven Drozd („Haven’t Got a Clue“) wird alles bedient. Natürlich darf es dabei auch gelegentlich etwas zu dick aufgetragen sein („Pompeii am Götterdämmerung“), und Wayne singt teilweise immer noch wie ein geprügelter Hund, aber insgesamt versprüht At War With The Mystics wieder den Charme, der die Flaming Lips so besonders macht: Die Verbindung aus großartigen Texten und verdrehten, aber ausgefeilten Arrangements. Eine Platte, die mehrmals gehört werden will, die nicht ganz so rund ist wie die beiden Vorgänger, aber trotzdem vor Details sprüht, und deren Stärke vor allem in den ruhigeren Songs („Vein of Stars“, „My Cosmic Autumn…“) und den längeren Songs im Midtempo liegt, die wuchtig anfangen, und sich dann plötzlich in wundervollen psychedelischen Sphären verlieren. Deswegen ist „The Sound of Failure“ auch der schönste Song der dieses Jahr veröffentlich wurde. Und die Platte ist sicherlich auch ganz vorne dabei.

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