Sufjan Stevens war in der Stadt, und das konnte ich mir trotz Ticketpreisen jenseits der 30 Euro nicht entgehen lassen. Gute zwei Stunden später konnte man wohl an meinem Grinsen ablesen, dass sich die Investition gelohnt hat. Vielleicht lag es am Admiralspalast, der mit seiner gediegenen Eleganz und vollbestuhlt das junge Publikum beeindruckte: Denn tatsächlich habe ich schon lange kein so disziplinierten Zuschauer gesehen: Kein ständiges Herausrennen zum Bier holen während der Show und kein nerviges Geschnatter von den Rängen. Stattdessen herrschte eine sehr intensive und freundliche Stimmung. Gut möglich, dass dies aber auch einfach an Sufjan Stevens Bühnenshow lag, die das Publikum buchstäblich sprachlos ließ.
Dabei war ich selbst anfangs skeptisch: Statt dem zurückhaltendem Singer/Songwriter, den man erwarten konnte, betrat Sufjan Stevens im quietschbunten Tracksuit mit Engelsflügeln die Bühne, gefolgt von einer achtköpfigen Band, zwei Background-Sängerinnen und einer Lichtshow, die eher an Stadionrock statt Indiekonzert erinnerte. Doch wer The Age of Adz, das letzte Album, gehört hat, konnte sich vermutlich denken, dass dieser verschrobene und effektbeladene Koloss auch eine entsprechende Bühnenumsetzung verlangte. Und so sang sich Stevens durch größtenteils neue Lieder, ließ die Sängerinnen tanzen, erklärte an einer Stelle das Konzept hinter dem Album und ließ zwischendurch dann doch immer wieder den ein oder anderen ruhigen Song einfließen. Die stärkere elektronische Ausrichtung konnte man vor allem an den Synthesizer-Einschlägen merken, aber auch die Effekte, durch die Stevens seine Gitarre und Stimme immer wieder zog, gaben vielen Songs einen gewissen „abgespacten“ Charakter, den Stevens auch selbst betonte.
Viele der Songs waren dabei recht lang, was wohl auch dem Improvisations-Charakter der Entstehung geschuldet war, auch wenn die Show selbst natürlich bis ins Detail durchkonzipiert war: Dass man dabei nicht merkte, wie schnell die Zeit verging, spricht für die gelungene Umsetzung. Das Highlight (neben Vesuvius) gab es dann zum Abschluss mit einer 25-minütigen Version von Impossible Soul, während der sich dann auch die ersten von ihren Sitzen erhoben und zu tanzen begannen. Als schließlich die Konfettikanone gezündet wurde, stand wirklich der komplette Saal und gab sich einer Euphorie hin, die man im Vorfeld nicht erwartet hätte. Aber eines steht nun fest: Sufjan Stevens ist nicht nur ein toller Songwriter, sondern auch ein ausgezeichneter Entertainer. In der Zugabe gab es dann mit dem verstörend-traurigen John Wayne Gacy Jr. und Concerning the Ufo… noch zwei ruhige „Klassiker“, bevor das Publikum unter zahlreichen Luftballons nach Hause entlassen wurde. Noch auf der Treppe nach unten konnte man merken, wie elektrisiert viele der Zuschauer waren.
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Kann dem ganzen nur beipflichten, war im Centraltheater in Leipzig und es war einfach unglaublich!
Ich glaub ich steh eher so auf die „verstörend-traurigen“ Sachen von ihm.