SpOn stellt in seiner Unispiegel Rubrik das Studienfach Anglistik vor, oder besser gesagt, lässt es von einer Studentin der Kölner Universität vorstellen. Das spart Zeit für Recherche, da hat man gleich jemanden vom Fach (im wahrsten Sinnes des Wortes), und kann ein bisschen eher Feierabend machen. Dass die werte Studentin zwar schreibt wie jemand aus dem 10te Klasse Deutsch B-Kurs, stört die Redaktion von SpOn dann natürlich auch nicht mehr. (Eigentlich glaube ich sogar, wenn ich mir den Artikel nochmal durchlese, dass der Herr Röhlig diese Studentin nur erfunden hat, um somit der Anschuldigung schlechter Recherche zu entgehen.)
Beispiel gefällig?
In der Schule hatte ich Englisch im Leistungskurs. Schon damals hat mich mein Lehrer gewarnt: ‚Wenn du Anglistik studiert, dann verlernst du die Sprache‘. So richtig verstanden habe ich das damals nicht. Heute weiß ich: Er hatte Recht
Mein Lehrer sagte immer: Wenn du Anglistik studierst, dann fährst du später Taxi. Verstanden hab ich das schon, aber heute hoffe ich dass er sich geirrt hat.
Unterteilt ist Anglistik in zwei Schwerpunkte: Literatur- und Sprachwissenschaft. Unter Literatur konnte ich mir einiges vorstellen. Hier werden Texte interpretiert, Gedichte analysiert und Bücher kommentiert – kurz, hier wird viel gelesen. Viele Veranstaltungen werden auf Deutsch gehalten, und auch die Hausarbeiten schreiben wir in der Regel auf Deutsch. Literaturwissenschaft macht mir Spaß
Der Begriff ‚Literatur‘ lässt ja neben Büchern und Lesen nicht mehr allzu viel Spielraum, aber macht nichts. Das Beste am Anglistikstudium jedenfalls ist wenn es auf Deutsch ist, denn Englisch ist ja so schwierig, vor allem wenn man es schreiben muss!
Die Sprachwissenschaft aber ist mein Feind. […] In solch schauderhaften Kursen zerhacken wir die schöne Sprache Englisch in ihre rudimentären Wortbestände […] Diese sprachliche Sezierarbeit hat nichts mehr mit Englisch zu tun. Daher muss, wer die Sprache nicht verlernen will, in den freien Nachmittagsstunden den Vokabeltrainer zur Hand nehmen.
Genau. Denn die Fähigkeit, diese schauderhaften systematischen Prozesse, denen eine Sprache zugrunde liegt, zu verstehen, und damit mehr zu wissen als 99% der Muttersprachler ist allerdings eine sehr negative Sache. Stumpfes Vokabellernen ist natürlich didaktisch weitaus sinnvoller.
Was auch sehr verwunderlich war und bis heute Erstsemester zum Verzweifeln bringt: Für ein Anglistikstudium auf Magister ist das Kleine Latinum nötig, für das Lehramt sogar ein Großes Latinum.
Der Umzug in ein anderes Bundesland könnte Abhilfe schaffen. In Hessen beispielsweise können sich die Studenten die Sonne auf den Pelz scheinen lassen, während die Kollegen aus NRW lateinische Deklinationen büffeln.
Zusätzlich zu meinem Studium bin ich aktives Mitglied in der Fachschaft. Wir treffen uns wöchentlich, beraten aktuelle Änderungen von den Oberen der Uni und kümmern uns um die Probleme der Studierenden – meist haben wir aber einfach nur Spaß.
Spaß ist das Wichtigste am Studium! Meistens zünden wir auch schon morgens um 14 Uhr das erste Astra-Pils, dann sind die Seminare danach viel lustiger. Die meisten von uns in der Fachschaft sind auch schon über 30, die sehen die Sache mit dem Studium auch gleich viel lockerer. Und wenn uns dann so ein Studienanfänger anlabert, schicken wir ihn einfach in Zimmer die es gar nicht gibt. Das ist echt crazy, wie wir Anglisten sagen.
Begeisterung – das ist mein Tipp als Frau von der Fachschaft – sollte auch jeder Erststudierende mitbringen. Geeignet für Anglistik und Amerikanistik ist jeder, der Lust hat. Ich kenne niemanden, der dieses Studium nicht schaffen kann.
Klar, wer kein Englisch kann, der hat am Anfang etwas Probleme, aber ich – als Mann von der Fachschaft – kann da immer mal die Lösungen von den Klausuren besorgen, dann ziehen wir denjenigen schon durchs Studium. Bis zur ersten mündlichen Prüfung kann er dann meistens auch schon drei, vier Sätze am Stück sagen. Und sonst kann echt jeder, der irgendwann mal auf CNN im TV hängengeblieben ist oder für einfach nix anderes taugt, Anglistik studieren. Ich schwör‘!