Snd – Atavism (Raster Noton)

Snd auf Raster Noton, das scheint wie Ying und Yang zu passen. Spätestens nachdem Mat Steel und Mark Fell schon 2005 unter dem Synonym Blir auf dem Album von Alva Noto veröffentlichten, habe ich wohl kein anderes Projekt so sehr mit der Ästhetik des Labels in Verbindung gebracht wie Snd, daher ist diese Zusammenkunft auch nicht wirklich überraschend. Snds erstes richtiges Album seit 2002, damals noch auf Mille Plateaux, macht genau dort weiter, wo sie mit der letztjährigen limitierten 3xLP aufgehört haben: mit feinstem Mikrofunk, der so klar ist, so feingeschliffen und kantenlos, dass man schon wieder Konsequenz des Duos aus Sheffield beneiden muss, die seit zehn Jahren an diesem Sound arbeiten, und dabei inzwischen eine beeindruckende Perfektion erreicht haben.

Und trotz allem wirkt Atavism konsequenter als alles vorherige; es ist Beat-orientierter als noch Tender Love, ohne dabei der, vielleicht nicht unterkühlten, aber zumindest restriktiven Klangsynthese früherer Produktionen wie MakeSND Cassette abtrünnig zu werden. Ähnlich minimalistisch gehalten, fast ausschließlich auf Bass, Drums und Synthesizer reduziert, schachteln und loopen sich Snd durch 16 unbenannte Tracks, wobei knapp die Hälfte davon aus kürzeren Interludes besteht, während die andere Hälfte teilweise recht lange Stücke, zumindest für Snd Verhältnisse, enthält, die es immer wieder schaffen, auch über eine längere Dauer interessant zu bleiben. Während das Album fast nahtlos ineinanderfließt, gibt es auf Atavism nämlich überraschend viele Stücke, die, wenn vielleicht nicht unbedingt tanzbar, dann zumindest aber zum Kopfnicken sind. Nur wenige Stücke wirken doch etwas anstrengend, nämlich genau die, bei denen es unaufgeräumter und gedrungener wird. Ansonsten ist Atavism das vermutlich beste Werk von Snd überhaupt, gerade weil man die richtige Mischung aus verkopfter Loop-Synthese und griffigen Beats genau auf den Kopf getroffen hat. Zen-mäßige Klänge zum Wände weiß pinseln.

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