Nach ausgiebiger Clubtour hat es Christian Prommer (auch bei Trüby Trio, Fauna Flash, Voom:Voom) und sein schmissiges Jazzprojekt Drumlesson inzwischen auch in klassische Konzertlocations verschlagen, wie an diesem Abend ins Berliner Lido, das sonst vor allem für Indiekonzerte bekannt ist. Aber auch hier sollten die Technoklassiker im Jazzgewand mehr als gut ankommen. Neben Prommer’s Drumlesson stand auch das englische Neil Cowley Trio als Support auf der Tageskarte, ebenso wie die Jazzanova DJs für die Aftershow Party. Das an diesem Abend, nicht das übliche Clubpublikum anwesend war, wurde bei einem schnellen Rundblick durch das dezent schummrig gehaltene Lido deutlich: Fein säuberlich reihte man sich vor der Bühne auf, als die ersten Piano Anschläge des Neil Cowley Trios ertönten, während ein Teil der Gäste noch eine Weile im Raucherzelt veblieb.
Die Briten, besetzt mit Drums, Piano und Kontrabass, spielten sich durch klassische Jazzstrukturen, die zu Beginn fast Kraurockig-mäandernd wirkten, sich dann jedoch immer wieder aufschaukelten und teilweise sehr ‚rockig‘ rüberkamen, was durch die üppige Lichtshow im Lido noch verstärkt wurde. Zwischendurch gab es dann doch noch die typischen Solo-Momente, die aber zum Glück nicht in 5-minütige Egotrips ausuferten. Gemessen am Applaus war es sicherlich keine schlechte Wahl für den Support-Slot, und während die ruhigeren Momente doch teilweise etwas in Richtung Loungemusik abdrifteten, konnten die schnelleren Stücke zumindestens teilweise das Publikum in Wallung bringen, so dass man inzwischen auch den ein oder anderen tanzen sah.
Es dauerte bis halb eins bis die Bühne für Christian Prommer (hinter Laptop und Percussion) und seine Drumlesson (bestehend aus Congas, Drums, Bassist und eine Nord Lead) präpariert war. Die Band startete mit Daft Punks „Around the World“, und arbeitete sich dann durch die bekannten Klassiker wie „Rej“, „Trans Europa Express“ und „Strings of Life“ durch, wobei teilweise die Stücke ineinander übergingen. Natürlich waren es auch die zuletzt genannten Stücke, die am meisten Response beim Publikum auslösten, und man nun immer mehr Leute in Bewegung sah, auch wenn sich nur wenige trauten wirklich zu tanzen – dafür war das Setting vielleicht doch einfach zu Konzert-lastig.
Wie man es von gestandenen Jazz-Musikern erwarten konnte, war die Performance absolut fehlerfrei, die polyrhythmische Spaßkombo wurde von einem glänzend aufgelegten Christian Prommer dirigiert, der zwischen Percussion und Laptop Einsatz pendelte, während sich seine Band sichtlich in Stimmung spielte, und man merkte, dass diese Form energetischen Jazz eigentlich fast ein Live-Setting verlangt, da die Stücke hier noch prägnanter wirken als auf Platte. Zwischendurch gab es ein großartiges Conga Solo, nach dem auch spätestens der letzte Kritiker überzeugt wurde. Nach knapp 70 Min. inkl. Zugabe war es leider schon vorbei, nicht aber ohne die Erkenntnis erlangt zu haben, dass diese Mischung einfach blendend funktioniert, und man sich fragt warum eigentlich noch keiner vorher auf diese Idee gekommen ist. Wie viele bei der Jazzanova Afterparty noch anwesend waren kann ich nicht sagen, ich bin gegen 1:45 Uhr selbst aufgebrochen.