Neue Cans: Sennheiser RS 170

sennheiser rs 170

Schon eine Woche vor Weihnachten habe ich mir ein persönliches Geschenk gemacht und ein paar neue Kopfhörer geleistet. Die Anforderungen war ebenso klar wie einfach: Die Preisklasse sollte im mittleren Sektor liegen (ca. 100-150€) und sie sollten kabellos sein. Letztendlich habe ich mich für die Sennheiser RS 170 entschieden. Nun werden sicherlich die ersten Audiophilen schon bei Erwähnung des Wortes „kabellos“ stöhnen, und auch ich selbst war lange Zeit ein überzeugter Befürworter des Kabels: In den letzten fünf Jahren habe ich nicht von ungefähr primär mit den AKG K240 Studio Musik gehört – und war damit auch zufrieden, mehr oder weniger jedenfalls. Auch wenn man die beiden Kopfhörer nicht direkt miteinander vergleichen kann, möchte ich trotzdem kurz auf die Pros und Contras eingehen und damit auch die Frage beantworten, wieso ich denn nun „gewechselt“ bin.

1) Bauweise

Die AKG K240 sind halboffene Kopfhörer, was sich bekanntlich nur bedingt zur Abschirmung gegen äußere Geräusche eignet. Als jemand, der die letzten Jahre ausschließlich in WGs verbracht hat und dazu immer mindestens eine Bushaltestelle, eine überirdische U-Bahn-Linie oder eine vierspurige Straße vor dem Haus hatte, habe ich mir zwischenzeitlich desöfteren gewünscht, dass meine Kopfhörer doch etwas besser isolieren würden: Hier sind die Sennheiser RS 170 mit ihrer geschlossenen Bauart deutlich effektiver: Selbst bei mittlerer Lautstärker werden fast alle Außengeräusche ausgeschlossen. Problematisch ist das nur, wenn der Paketdienst klingelt.

2) Komfort

Eines der größten Probleme der AKGs: Der Tragekomfort für Brillenträger. Wie auch bei den Sennheisern bestehen die Polster aus Kunstleder, das bei den AKGs jedoch äußerst steif und unnachgiebig ist. Das Resultat: Nach ca. 1-2 stündigem Hören drückt es auf die Brillenbügel und fühlt sich unangenehm an. Die Polster der RS 170 sind dagegen deutlich weicher und passen sich so den Bügeln an – selbst nach mehrstündigem Tragen habe ich keine Probleme feststellen können. Darüberhinaus sind die Kopfhörer auch sonst sehr leicht und angenehm zu Tragen.

3) Kabel oder nicht?

Wie erwähnt, kommen für die meisten hartgesottenen Audiofans Funkkopfhörer gar nicht erst in Frage. Da ich die letzten Jahre aber stets Kabelverlängerungen gebraucht habe, wenn ich mit den AKGs auf dem Bett oder Sofa liegen wollte, und anschließend vor dem PC ca. fünf Meter unnützes Kabel am Ohr (und oft auch in den Rollen meines Bürostuhls) hängen hatte, schien mir die Funklösung doch angebracht. Auch möchte ich abends nicht zu jedem Kühlschrank- und Toilettengang die Kopfhörer abziehen. Das Gegenargument, dass Funkkopfhörer immer Rauschen oder Knistern kann ich nach zwei Wochen nicht bestätigen: Der Empfang der RS 170 ist absolut rauschfrei, und das obwohl es noch nicht mal eine Einstellung gibt, die Frequenz manuell zu ändern; sie funktionieren einfach. Alles in allem erkenne ich zwischen beiden überraschend wenig Unterschiede, was mich auch gleich zum nächsten Punkt bringt:

4) Klang

Der sicherlich wichtigste Aspekt ist der des Klanges. Als ich damals die AKG gekauft habe, wollte ich bewusst neutrale Kopfhörer, was auch damit zusammenhängt, dass ich eben nicht nur Techno, sondern auch viel Rock und Hip Hop höre, und meine Kopfhörer jeglichen Musikstil gut wiedergeben sollen. Denn es gibt kaum etwas, das ich mehr hasse, als breiigen Klang bei Kopfhörern oder unnötige Basslastigkeit. Wie man erwarten konnte, sind hier die AKG als Studiokopfhörer bewährt solide, aber gleichzeitig eben auch, nun ja, sehr bieder: Möchte man tatsächlich mal Bass hören, nützt auch das Aufdrehen des Bass am Verstärker nicht viel: Es kommt einfach nichts rüber. Hier sind die RS 170 um Weiten besser: Per Taste auf der Basisstation sowie dem Kopfhörer selbst kann man einen „Bass Boost“ einstellen, der sich wirklich lohnt: Gerade elektronische Musik wirkt damit deutlich satter, ohne dadurch die Klarheit der Details zu beinflussen. Wer diesen extra ‚Kick‘ nicht braucht, kann ihn einfach ausstellen und hat damit einen sehr ausgewogenen Klang. Insgesamt kann ich in der Klangqualität zwischen beiden Kopfhörern keine großen Unterschiede feststellen und möchte behaupten, dass die Sennheiser insgesamt sogar etwas „lebhafter“ klingen. Probleme gibt es lediglich bei höheren Lautstärken: Hier beginnen die Sennheiser ab einem bestimmten Punkt (und nein, es ist kein besonders extremer) zu Kratzen, allerdings bedarf es aufgrund der geschlossenen Bauart, jedenfalls in meinem Fall, generell einer geringeren Lautstärke.

5) Bedienung

Nachteil der Sennheiser: Die Knöpfe an der rechten Ohrmuschel. So kann man zwar die Lautstärke regulieren und Zusatzfunktionen wie Bass Boost und Surround (benutze ich nicht, daher keine Beurteilung) an- und ausschalten, aber die Bedienung ist auch nach zwei Wochen Nutzung wenig intuitiv, und desöfteren erwische ich zunächst den falschen Knopf – nicht tragisch, aber sicherlich ausbaufähig.

Fazit

Mit ca. 140€ sind die Sennheiser RS 170 im gleichen Preissegment wie die, inzwischen durchaus etwas in die Jahre gekommenen, AKG 240 anzuordnen. Gemäß der Meinungen auf Amazon ist das Oberklasse-Modell RS 180 noch etwas besser, was ich mir aber in Sachen Klang nur schwer vorstellen kann. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit der Investition und möchte die Kopfhörer schon jetzt nicht mehr missen.

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