Musicjournalism RIP

Es ist ja eigentlich müßig, sich über Musikjournalismus, vielleicht einem der subjektivsten Zweige der journalistischen Berichterstattung auszulassen, aber gerade in den letzten Jahren hat sich auch in diesem Bereich, wie in allen anderen auch, eine Veränderung abgezeichnet. Blogs erlauben jedem mit einem halbwegs vorhandenem Verstand von Technik seine Meinung publik zu machen, und auch im Musikbereich scheint Print laut einiger Aussagen auf dem absteigenden Ast zu sein. Wer möchte und kann sich überhaupt noch durch diese Flut kämpfen, und vor allem: wie hat sich die Qualität der Inhalte dadurch verändert?

Drowned in Sound hat sich vor kurzem dem Thema angenommen, und in einer Themenwoche verschiedene Autoren zu Wort kommen lassen, die mit dem Thema Musikjournalismus zu tun haben. Darunter sind einige sehr ironische Artikel, wie z.B. die Anleitung zum Start eines Musikmagazins von Everett True oder ein Blick auf die Unart, Platten mit Nummern zu bewerten. Allerdings gibt es auch durchaus ernste und interessante Überlegungen. So berichtet Ringo Stacey beispielsweise darüber, dass immer häufiger Plattenrezensionen ins 140-Zeichen Twitter-Format gepresst werden, und hinterfragt gleichermaßen, wie es dazu kommt, und ob man das wirklich als Tod von guter Berichterstattung werten kann (die Antwort ist nein). Linda Nineham beschäftigt sich dagegen mit der Frage, wer denn überhaupt im Zeitalter von Blogs als „Critic“ gelten kann, und ob wir denn, zwischen last.fm, MySpace und Spotify überhaupt noch jemanden brauchen, der uns sagt, was gute Musik ist (die Antwort ist ja, gerade deswegen). Ein Zitat mag ich übrigens sehr, gerade im Hinblick auf die unzähligen Musikblogs, zu denen ja auch dieses hier zählt:

One of the main issues with music criticism and the Internet lies in the fact that anyone can post a review online and call themselves a critic. If they could honestly label themselves that way, where is the art in being a critic? If anyone can write a review, what justifies the column inches and salaries earned by critics? It’s like letting a karaoke singer headline your local venue – they’re actually quite good when compared to the 10 other tone-deaf locals who’ve got on stage to howl through a song, but they’re no Beyonce. They’ve never practised their singing much, they have no technical ability and they haven’t found their own sound.

Insgesamt eine sehr unterhaltsame Sammlung zum Thema, auch wenn man nicht alles zu sehr auf die Goldwaage legen sollte.

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