Da sind sie nun also, die 100.000 Scrobbles auf Last.fm. Eigentlich hatte ich schon etwas früher damit gerechnet, aber mein Urlaub im Herbst kam dazwischen. Nicht, dass es eine Rolle spielen würde. Denn als ich mich am 8. November 2004 zu dem Dienst, der damals noch Audioscrobbler hieß, anmeldete, konnte ich ihn noch nicht einmal nutzen.
Ich hatte zwar eine recht gut gepflegte mp3-Bibliothek, aber keinerlei ID3-Tags, die es bedarf, damit die gespielten Songs auch identifiziert werden können.
Erst drei Jahre später, im März 2007, hatte ich meine Sammlung neu sortiert und sämtliche Alben über Mp3-Tag mit der Datenbank von Discogs abgeglichen und die fehlenden ID3-Tags ergänzt. Seitdem schicke ich so ziemlich jeden Song, der über Winamp oder iTunes läuft, nach draußen. Außer die Inhalte vom iPod, da hat die nachträgliche Synchronisation irgendwie nie geklappt, weshalb sicherlich noch einige Tausend Songs fehlen, die ich allein im Zug zur Uni oder im Auto zur Arbeit über die Jahre hörte. Naja, geschenkt.
Dennoch: Ich mag Last.fm. Auch wenn es eigentlich keinen Nutzen hat. Der Anspruch der Gründer, ein soziales Netzwerk für Musikliebhaber zu gründen, hatte sich schon recht schnell verlaufen. Heute präsentiert sich Last.fm vor allem als ein Streaming- und Entdeckungs-Service, doch hinsichtlich der Konkurrenz von Spotify, Rdio und Pandora ist auch diese Rolle eher klein. Was bleibt sind ein (guter) Konzertkalender und ein Archiv für die Nutzer – und genau darum geht es jedenfalls mir.
Nicorola meldete sich vergangenes Jahr ab, weil er sich von dem Dienst auch etwas „überwacht“ fühlte. Als jemand, der weder Facebook noch Google+ nutzt, finde ich dagegen Last.fm äußerst harmlos. Mein Musikgeschmack steht vielleicht mehr denn alles andere für meine Persönlichkeit, und verrät gleichzeitig nicht mehr als ich möchte. Wer mein Profil im Netz findet und das wirklich spannend findet – nur zu. Und auch wenn nicht, bleibt immer noch eine Datenbank, die meine musikalische Entwicklung und meine „Konsumeigenschaften“ dokumentiert. Denn während sich längst auch wissenschaftliche Arbeiten mit „Big Data“ von Last.fm befassen, geben kleinere Tools einen interessanten Einblick in das Hörverhalten der Nutzer.
Zum Beispiel fällt auf, dass ich extrem viel in der Breite höre. Stichwort long tail. Lediglich Bvdub habe ich mehr als 1.000 mal gespielt – und auch das ist eigentlich gar nicht viel. Es kam aber ohnehin noch nie vor, dass ich selbst Künstler, die ich absolut liebe, ad nauseam höre. Ich habe seit jeher mehr Freude an der „kleinen Dosierung“ und 5.600 verschiedene Künstler im Archiv bescheren mir immerhin eine respektable 757/1000 im „Musical Eclectic Test„. Mein Musikgeschmack ist somit rund 70% obskurer als der vom Rest der Nutzer – wer hätte es gedacht.
Über Apps wie LastHistory und Last.fm Extra Stats (siehe Graph oben), oder dank Skripts wie Scatter.fm kann ich außerdem sehen, wie sich meine Lieblingsgenres über die Jahre verändert haben und zu welchen Zeitpunkten ich welche Tracks hörte. So wird deutlich, dass ich heute weitaus mehr Ambient und House als Dubstep oder Techno höre als noch vor einigen Jahren.
Interessant ist auch die Verteilung über die Tage und Monate, wie der folgende Graph von Scatter.fm zeigt: So habe ich 2007/2008 während meines Studiums häufiger die ganze Nacht lang durchgehört (oft liefen auch Ambient-Playlisten, während ich schlief; ich musste schließlich keinen Strom zahlen), und im vergangenen Jahr sind die Reihen wieder deutlich dichter besetzt als in den Jahren zuvor. Kein Wunder: Seit ich Freelancer bin, höre ich tagsüber natürlich wieder mehr Musik.
100.000 gespielte Lieder in knapp sieben Jahren sind übrigens nicht allzu viel. Eigentlich dachte ich immer, dass ich schon ziemlich viel Musik höre, aber wenn ich sehe, dass andere im fast gleichen Zeitraum bereits an den 150k kratzen frage ich mich schon, ob bei einigen Menschen der Tag nicht doch mehr als 24 Stunden hat.
Bei dem jetzigen Schnitt von etwa sieben Jahren für 100.000 Songs, werde ich die Millionengrenze übrigens in schlappen 63 Jahren knacken. Da wäre ich dann 93. Das wäre doch gelacht. Aber vermutlich hat man dann die Musikbibliothek sowieso bereits direkt ins Hirn implantiert.
Zuletzt ließ ich mir die Gelegenheit nicht nehmen, die Nummer 100.000 (wie auch schon die 50.000) für den besten Song überhaupt zu reservieren. Soviel Zeit muss sein. Aber auch ansonsten gefällt mir dieser Querschnitt der Meilensteine sehr gut, enthält er doch fast alle meine Lieblingsgenres: Ambient (Fennesz, Pan American), Singer/Songwriter (Ane Brun), Hip-Hop (Action Bronson, Sixtoo), Techno (Omar S), Dubstep (Scuba) und noch eine Motown-Schmonzette von den Supremes, die auch supertoll ist. Wie die restlichen 99.999 natürlich auch. Das Leben ist schließlich zu kurz, um schlechte Musik zu hören. :)
„Deine musikalische Übereinstimmung mit eikman ist Super“ Nuff said.
Alles andere wäre aber auch eine Enttäuschung ;)