Karsten Pflum bringt uns eines dieser Alben, das zwar problemlos schon vor zehn Jahren hätten erscheinen können, aber gleichzeitig auch zeigt, wie selten diese Musik doch inzwischen geworden ist: In stolzen 75 Minuten drischt Pflum in No Noia My Love den Hörern hyperaktives IDM vom alten Schlag um die Ohren, lässt die metallenen Breaks scheppern, bis sie drohen, ineinander zu fallen, fast zu stolpern, nur um sich dann doch wieder zu fangen, und mit der ganzen Energie wieder in drei neue Richtungen aufzuspalten. Und gerade wenn man denkt, nicht mehr hinterherzukommen, dass die ganze Sache zu abstrakt wird, dreht Pflum dann plötzlich alles runter und lässt in all der Crunchiness dann doch immer wieder ruhige Beats und Melodien durchblitzen, die in ihrer analogen Unbefangenheit klingen wie Fragmente vergessener Zeiten.
Und doch, wenn dann zum Ende hin auch noch der dezente Wobble eingestreut, wird einem klar, wie unglaublich geschickt hier mit dem musikalischen Erbe gespielt und darauf aufgebaut wird; wie bei allen Referenzen nichts ausgelutscht klingt. Thaddi hat das in der De:Bug so schön zusammengefasst, dass ich dem nichts mehr hinzuzufügen habe: „Was für eine Reise in die Vergangenheit! Als Breaks plötzlich Taktgeber für ein kurzes Aufbäumen von Elektronika wurden, Tracks ohnehin schnell waren wie ein Rennauto und immer der größte Quietscher gewann. Und noch viel mehr. Denn was wäre so ein Erbe ohne ein Blick in die Gegenwart. Sensationelles Album. Durch und durch.“
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