Nun, ich weiß ich sollte und wollte eigentlich nicht mehr in diese unerträgliche Minimal Diskussion einsteigen, da für mich der Sound den man zur Zeit generell als „Minimal“ beschreibt ca. 1994 mit Mika Vainios Metri seinen Zenith erreicht hat, und ich die aktuellen Entwicklungen, sofern man es so nennen kann, nicht so wirklich verstehe. Angesichts der kommenden Platte von JPLS auf, man kann es fast erraten, Richie Hawtins M_nus Label, die ebenso ermüdend ist wie komplette Diskussion, fühle ich mich dennoch verpflichtet meine Meinung abzugeben, damit niemand sagen kann ich hätte ihn/sie nicht gewarnt.
Twilite ist dem Labelsound treu, daran gibt es nichts zu rütteln. JPLS führt den Sound, den Marc Houle, Troy Pierce und Tractile in den letzten Jahren mehr als reichlich in die Clubs dieser Welt getragen haben mehr als konsequent weiter. Es ist Konzeptmusik, es ist minimale Musik gemessen an den Zutaten: Eine 4/4 Bassline, glasklare, metallene Hi-Hats und Snares, die sich nervös klickend durch den Großteil der Tracks ziehen und dazu etwas Reverb, gelegentlich garniert mit einigen Bleeps und Blops. Pausen? Fehlanzeige. Crescendi? Fehlanzeige. Ein Klimax? Ein überraschendes Vocal-Sample? Tempowechsel? All das sucht man vergeblich.
Wie ein Uhrwerk tickt die CD von Track zu Track, die sich mit Ausnahme von Twilite 3 alle zwischen 5:30 und 6:00 Minuten einpendeln und das Album nach knapp einer Stunde engültig zum Stillstand bringen, auch wenn dieser musikalisch gesehen schon viel früher eintritt. Es ist Vorspulmusik, die nicht nur vom Namen her an Fahrstuhlmusik erinnert – ersetzbar, beliebig. Ich möchte an dieser Stelle nicht die Produktionsqualitäten von JPLS in Frage stellen, die Produktion an sich ist wie meistens bei M_nus lupenrein und chirurgisch präzise, aber für jemanden der sich seit geraumer Zeit, auch mit der Produktion, elektronischer Musik beschäftigt bleibt die Frage nach der Originalität des Ganzen. Das Tempo scheint auf 125/126 BPM (ja ich habe mir die Mühe gemacht und einige Tracks in Live geladen) eingestellt zu sein, die Percussion Elemente variieren kaum bis gar nicht zwischen Tracks, so dass man Eindruck bekommt hier wurde das gleiche Setting für die Snares in allen Tracks benutzt. Es gibt zwar diese vielerwähnten Details, die man nur bei aufmerksamen Hören bemerkt, diese kleinen Abweichungen innerhalb eines Tracks, doch zur wirklichen Abwechslung tragen sie nicht im geringsten bei. Zu selten hat man das Gefühl dass nun etwas passieren könnte, und wenn es mal passiert rastet schon das nächste, nun leicht hoch gepitchte, Loop für die nächsten zwei Minuten ein.
Der Sound von M_nus war schon immer klinisch und kalt, emotionslos mag man sagen. Das ist an sich nichts schlechtes, auch die Reduktion auf das Wesentliche ist kein schlechtes Konzept, doch wenn dabei die Seele der Musik verloren geht, ist etwas falsch gelaufen. Was bleibt ist nicht nur emotions- sondern auch charakterlos, gänzlich ohne Wiedererkennungswert.
# Preview: Twilite @ Soulseduction
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Was einem bezüglich des M_nus Sounds nun immer wieder begegnet sind zwei Argumente, die man auch in einem, durchweg positiven, Thread im Mnml Forum (keine Überraschung hier) zu Twilite findet.
Argument A: Wie ein User zu JPLS letztjährigem Release Program auf Discogs schreibt sind die Tracks nicht gedacht um alleine gehört zu werden, sondern sollen vielmehr als zusätzliche Loops im Mix dienen. Das Argument leuchtet ein wenn man Magdas She’s A Dancing Machine Mix hört, in dem akribisch Loop an Loop gesetzt wird, und was insgesamt als durchaus dichtes und hypnotisches Labelshowcase gesehen werden kann, das abwechslungsreicher ist alles jedes individuelle Release. Trotzdem bleibt die Frage warum man solch ein Release als CD zum vollwertigen Preis anbietet. Ein Album, und vielleicht ist das nur meine Meinung, sollte auch alleine funktionieren und einen eigenen Charakter haben.
Argument B: Twilite ist ein Konzeptalbum, und enthält demnach lediglich eine bestimmte Auswahl der Twilite Tracks die JPLS produziert hat, was die lediglich mit Versionsnummern (Twilite 1, Twilite 6.2 etc.) beschriebenen Tracks bestätigen, und was keine Aussage über die Qualität des Producers ist, sondern lediglich als Momentaufnahme gesehen werden kann. So gern ich dies glauben möchte, hat JPLS bis dato noch keine Gelegenheit gehabt sein Können unter Beweis zu stellen, und angesichts der Flut an Producern (und Labels) die diesen Sound inzwischen in Massen ausstoßen bin ich skeptisch bezüglich der weiteren Entwicklung, lasse mich jedoch gerne vom Gegenteil überzeugen.
Das Einzige auf dem meine Hoffnung liegt sind die Remixes, die aller Wahrscheinlichkeit nach kommen werden, und die wie auch schon bei den letzten M_nus Releases (Troy Pierces 25 Bitches, Heartthrobs Baby Kate) möglicherweise für mehr Abwechslung sorgen. Die Argumentation des typischen „Cluberlebnis“, in dem der hypnotische Sound in andere Sphären transponiert wird, ist mir ebenfalls bis heute auch noch vorenthalten geblieben. Ich werde der M_nus Crew auf dem Melt! Festival eine weitere Chance einräumen, bevor ich mich endgültig abwende und mich auf, zumindestens für meine Ohren, spannendere Labels konzentriere.
welche lp von m_nus hat überhaupt in letzter zeit begeistert? *gähn*
kann deine kritik nicht nachvollziehen. erstens sind das definitv in jedem track andere percussion-patterns, weiß nicht, wieso sagst, dass die alle gleich seien. zweitens höre ich da durchaus eine reihe von modulationen in den sounds, zudem ab und zu auch in den beats – finde es also gar nicht so loopig wie du behauptest.
das ganze ist zwar auch nicht wirklich mein sound, finde aber diese kühle, strenge soundästhetik immer noch eine angenehme abwechslung zu der ganzen freestyle-alles-geht-hölle, der man heutzutage hauptsächlich ausgesetzt ist, wenn irgendwo elektronische musik gespielt wird.
die pattern sind verschieden, nur sind mir die samples zu eintönig. ich höre z.b. in den hi-hats und snares kaum unterschiede zwischen den tracks. es ist, als wären die gleichen elemente lediglich in einer anderen reihenfolge angeordnet und hin und wieder wird ein wenig an der frequenz gedreht und etwas reverb eingemischt (ich erwähne ja diese details, doch ist mir das alles zu ideenlos)
ok, das ist vermutlich die basis jeglicher elektronischer musik, doch scheint mir das im vorliegenden fall extrem eintönig zu sein. ich bin kein gegner dieses sounds, solange ich noch originalität daran entdecken kann. die ist mir bei JPLS leider nicht offensichtlich. zumindestens nicht auf albumlänge, als 12″ schon eher.