Ian Simmonds – The Burgenland Dubs

ian simmonds

Es gibt Alben, die leben von ihrer Entstehungsgeschichte. Ian Simmonds, der Exil-Brite, der seit einigen Jahren in Jena lebt, hat sich beispielsweise für 1,5 Jahre auf einer mittelalterlichen Burg in Sachsen-Anhalt niedergelassen, um sein vielleicht bestes Album bis dato zu produzieren. Das will schon etwas heißen, hat Simmonds doch schon seit Ende der 80er Jahre seine Finger in so manchen Projekten. Angefangen hat er mit dem Acid-Jazz Projekt The Sandals, bevor er mal nebenbei mit den bis dato noch unbekannten Leftfield zusammengearbeitet hat. Als Juryman bewegte er sich anschließend auf Solopfaden, und über !K7 war er an der großen Downtempo-Phase Ende der 90er Jahre beteiligt, hat u.a. Künstler wie Peace Orchestra geremixt. Seit einigen Jahren pflegt er regen Kontakt mit der Szene in Jena, und gerade über Freude am Tanzen und Musik Krause, hat Simmonds sich auch einen Namen in der Techno- und House-Szene erarbeitet, und ist zudem auch als DJ unterwegs.

Und nun also der Sprung vom Weltenbummler zum Burgherren. Wieso auch nicht? Das Ergebnis ist eine Mischung aus all jenen Einflüssen, die Simmonds bisher in seiner Karriere gesammelt hat. Man sollte sich nicht vom Titel irreführen lassen – Dub bezieht sich nur im weitesten Sinne auf die Musik. Vielmehr gibt es eine Mischung aus angejazzten Polyrhythmen und komplexen Soundstrukturen, die zwar immer wieder auch Richtung Tanzfläche schielen, aber ihren gemeinsamen Nenner sicherlich im Jazz und der Liveinstrumentierung haben.

Wir haben Simmonds zum Albumstart ein paar Fragen per Email zukommen lassen, eine Albumpreview gibt es hier bei Musik Krause.

Wann hast du das erste Mal angefangen, auch selbst elektronische Musik zu produzieren?

Das müsste so 1990 gewesen sein. Ich war damals in einer Band namens „The Sandals“, und wir sind irgendwann mal Paul Daley und Neil Barnes von Leftfield ins Studio gegangen. Das war so in etwa der Anfang, davor habe ich mich weniger für wirklich elektronische Musik interessiert.

Du bist viel herumgekommen. Wie bist du letztlich in Jena gelandet?

Ich hatte schon Kontakte zu Leuten in Jena seit 1995. Es ist eine Stadt, die Musik lebt. Ich bin dann dorthin gezogen, um mich mehr mit meinem Wiseintime-Projekt zu beschäftigen, und natürlich um mit den Leuten und Musikern, die daran beteiligt sind und waren, näher zusammenarbeiten zu können.

Wie hat dich das musikalisch beeinflusst, auch der Kontakt mit Freude am Tanzen?

Nun, ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich jetzt wirklich „Dance Music“ mache, aber ich glaube, die Einflüsse lassen sich schon erkennen. Ich denke aber nicht an die Tanzbarkeit meiner Musik wenn ich produziere, sondern nur daran, dass sie mich befriedigt.

Du hast dein neues Album auf einer Burg aufgenommen. Wie kam es denn dazu?

Ein Freund hat mir davon erzählt. Ich war auf der Suche nach einem günstigen Studiospace in der Nähe von Jena; ein Ort, an dem ich ungestört arbeiten kann. So kam ich dann mit dem Besitzer von Burg Wendelstein in Kontakt und bin dort eingezogen. Ich hab mein ganzes Equipment gepackt und war dann wirklich 1,5 Jahre dort. Der Sommer war großartig, aber der Winter war richtig hart: Dort gibt es keine Heizung und auch sonst keine wirkliche Einrichtung! Der Kontrast war schon immens, aber es war auch eine sehr inspirierende Erfahrung.

Was war so das außergewöhnlichste Erlebnis in dieser Zeit?

Im Winter bei -25°C ohne Heizung vor einem Holzofen zu sitzen und zu arbeiten – das war schon etwas Besonderes! Ich habe davor fast 20 Jahre in London gelebt, viele Leute kommen und gehen gesehen; die Stadt hat sich rasant verändert. Das war jetzt eine Art Neuanfang, ich habe diese Inspiration gebraucht, um wieder klar denken zu können.

Gibt es einen roten Faden, der sich durch das Album zieht?

Wenn, dann ist es, dass es keinen gibt. Es ist eine Sammlung unterschiedlichster Ideen und Stilrichtungen, die teilweise direkt im Zusammenspiel mit anderen Künstlern entstanden sind, einige dagegen eher indirekter Natur.

Was hast du nun noch geplant nach dem Albumrelease?

Es gibt eine neue Wiseintime Platte, neue Tracks als Juryman, ein neues Projekt namens „Leave“, und dann wird es letztendlich auch bald noch eine neue Webseite von mir geben. Das sollte mich für den Rest das Jahres busy halten!

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