FAZ Relaunch

Wer hätte es für möglich gehalten – auch die letzte Bastion des Konservatismus, unsere Frankfurter Allgemeine Zeitung, läutet die Revolution ein: In Zukunft (ab 5. Oktober) wird es auf der Titelseite der Zeitung auch Bilder geben, und die sogar in Farbe! Zudem wird die Frakturschrift in den Überschriften abgeschafft, die mindestens genauso alt ist wie die Leserschaft. Insgesamt soll das Blatt freundlicher und heller werden, doch ob die optische Veränderung das schleichende Abnehmen der Auflage (mehr als 40.000 Exemplare in den letzten Jahren) stoppen kann ist fraglich. Im aktuellen Spiegel (39/2007) wird das Problem auf den Punkt gebracht:

D’Inka (Anm: einer der Herausgeber) spricht von einer hohen Einstiegshürde in die Zeitung und dem Zugänglichmachen. Es klingt, als wolle er sagen, was Politiker sagen, wenn ihre Botschaft nicht ankommt: alles nur ein Vermittlungsproblem. Die Inhalte stimmen. Doch tatsächlich befindet sich die Frankfurter Allgemeine gerade dort im Rückzugsgefecht. Die politische Kommentierung verharrt in oft marottenhaftem Konservativismus. Die Debattenathletik, die das Feuilleton einst groß machte, hat sich erschöpft.

In der Tat ist die FAZ, trotz journalistischer Klasse, leser- und leseunfreundich: Die Artikel sind häufig übermäßig verkompliziert, und die Themen im Feuilleton und Lokalteil angestaubt, was gerade junge Leser abschreckt. Daher werde ich auch weiter zur lokalen Konkurrenz greifen, die nebenbei vor nicht allzu langer Zeit den riskanten Schritt zum Tabloid Format gewagt hat, und dadurch abermals genau diesen Sinn für Veränderung gezeigt hat, dem die FAZ nur alle 20 Jahre nach geht.

In England fiel meine Wahl übrigens meistens auf den Guardian, was nicht nur am frischen Design und dem unschlagbaren Preis von umgerechnet 50 cent (!) für Studenten lag, sondern vor allem an der Auswahl von interessanten Themen und Kolumnen. Über die generelle Pro-Labour Einstellung kann ich dafür problemlos hinwegsehen.

3 Comments

  1. Matthias

    Die Sonntagsausgabe der FAZ, die FAS, ist ja sehr erfolgreich, glaube ich, und definitv leser- und lesefreundlicher, auch bunter und ohne Fraktur. Ich mag die sogar inhaltlich, wenn man mal den Politikteil weglässt. Bin mir ziemlich sicher, dass der Erfolg der FAS zur Entscheidung beigetragen hat.

  2. dm

    ich lese die faz sehr gerne, ihre kühlheit im auftreten und die vorgeworfene konservative und reformfeindliche einstellung ist ein angenehmer kontrast zu den in der schweiz erhältlichen überbunten und trivialen gratiszeitungen.

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