Desolate – The Invisible Insurrection

Bei manchen Platten erübrigt sich im Grunde jede Besprechung, wenn sie jemand anderes schon so punktgenau formuliert hat. Im Falle von Desolates The Invisible Insurrection war das Todd Burns von RA: „It’s among the best albums Burial never made“. So nüchtern die Erkenntnis so offensichtlich sind die Referenzen, die der Berliner Sven Weisemann hier unter dem Alias Desolat ausspielt: Schon beim ersten Track Imagination fließen Vocal-Snippets, kurze Synth-Stabs und Samples von durchgeladenen Waffen und herunterfallenen Patronenhülsen zusammen, dass man um die Bezeichnung „burialesk“ einfach nicht herumkommt. Auch der Rest des Albums behält sich diese leicht futuristisch-endzeitmäßige Stimmung vor, die weniger melancholisch daherkommt als noch auf Weisemanns letztem Album Xine.

Und doch: Trotz aller Anleihen zu Burial kann Weisemann auch immer wieder seine eigenen Stärken ausspielen: Die liegen zum einen in der kompositorischen Fähigkeit, als auch im Einsatz von eigens eingespielten Instrumenten. So tauchen auf The Invisible Insurrection, erschienen auf dem Hamburger Label Fauxpas, immer wieder diese gefühlvollen Klavierklänge und Streicher auf, die bereits Xine zu einem Highlight machten. Gerade Songs wie das zentrale Stück Divinus und das eher dubbige Cathartic erfahren dadurch erst ihre eigene, klangliche Tiefe. Wo Burials Tracks immer hörbar „arbeiten“, fließen sie bei Weisemann mühelos ineinander über. Damit ist Desolate zwar insgesamt weniger kantig, weniger verschroben, sondern trotz nächtlicher Nebligkeit stets samtiger und organischer als sein Londoner Kollege, kann aber genau dadurch seine Stärken erst entfalten.

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