Claro Intelecto – Metanarrative

claro intelecto - metanarrative Mark Stewart (nicht der, der andere) alias Claro Intelecto ist zurück. Nachdem sein erstes Album Neurofibro im Jahre 2004 noch etwas untergegangen ist, hat er sich mit einer Reihe hochgelobter EPs auf Modern Love in den letzten Jahren selbst auf die (Dub)Techno Landkarte platziert. Jetzt ist er mit seinem zweiten Album Metanarrative endgültig angekommen, aber nicht ohne seinen eigenen Sound weiterentwickelt zu haben. Denn wo die Warehouse Sessions noch in düsteren Warehouse Szenarien schwelgten, und mit tiefen Basslines und durchdringenden Dub-Elementen den Sound des Labels noch weiter ausdefinierten, blinzelt bei Metanarrative wieder die frühmorgendliche Sonne aus der Nacht.

Lediglich acht Stücke finden sich auf Metanarrative, aber die 40 Minuten zeugen nicht von Mangel an Material, sondern unterstreichen vielmehr die Konsequenz, mit der Mark Stewart seine Musik behandelt. Schon die warmen, weichen Synths, die sich im Opener Operation gepaart mit analogen Retrosounds erheben, weisen darauf hin, dass es wieder eine sehr deepe Angelegenheit werden wird. Das erste Ausrufezeichen setzt kurz darauf Harsh Reality, ein herrlich melancholisches Kleinod des Techno-Writertums, das behaglich im Midtempo vor sich hingroovt, während Glockenspiel und subtile Chords sich wie eine wärmende Decke darüberlegen. Ähnliches gilt auch für Innocence, dessen Titel nicht passender sein könnte; zwischen tiefem Bass und reichlich Echo erheben sich schwelgerische, geradezu herzerwärmende, aber doch unschuldige Chords, so dass man vermutlich zwei mal nachschauen, oder eher hinhören muss ob es sich hier wirklich um Claro Intelecto handelt. Diese Melancholie hat schon immer bei seinen Produktionen durchgeschimmert, wird aber in der ersten Hälfte von Metanarrative um einiges offener präsentiert.

Spätestens die zweite Hälfte des Albums lässt dann aber keine Fragen mehr offen; Gone to the Dogs erinnert wohl am ehesten an die Warehouse Sessions, und baut sich langsam zu einem treibenden, vielleicht auch etwas unterkühlten Technoschieber auf. Das vorab als 12″ veröffentlichte Dependant ist Claro Intelecto in Reinkultur, das mit glasklarer, filigraner Percussion, reichlich Echo und hallenden Vocalsamples hypnotisch kreisend zwischen Manchester Warehouse und Berlin Dubtechno fliegt. Zum Schluss folgt mit Beautiful Death ein liebevolles, gänzlich beatloses Goodbye, bis die im Herzschlag pulsierende Bassline letztendlich auch verstummt bevor die Nacht zu Ende ist.

Was bleibt sind 40 Minuten fokussierter, mit Dub und subtiler Melancholie gespickter Techno, der zwar zum einen sehr Retro klingt, auf der anderen Seite aber auch kaum besser den Sound von Modern Love auffangen könnte. Die zwei Seiten von Metanarrative ergänzen sich letztendlich blendend, auch wenn ich persönlich die erste Hälfte etwas interessanter finde. Ein Listening-Album und ein Grower, ohne Frage.

# Modern Love
# Claro Intelecto
# Metanarrative @ Boomkat

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