Lässig, Urban, sexy. Musik und Jugendkultur sind die allerwichtigsten Impulsgeber für die Mode. In der Gegenwart wie auch in der Vergangenheit und egal ob Punk, New Wave, Techno, Rock’n‘ Roll, Pop -was auch immer: Jede Musik drückt sich mit einem eigenen Modestil aus. Mich inspiriert das sehr. Der Boss-Orange-Look passt perfekt zum Sound von Burial. Er ist lässig, urban und sexy; eine Mischung aus sattem Bass und filigranen Elektroklängen. In Mode ausgedrückt heißt das: Nylon Jacke, Graphic-Shirt und glänzende Röhre für die Frau, verwaschene Jeans mit Zipperjacke und silbernen Sneakern für den Mann.“
Andrea Cannelloni, 43, ist Creative Director von Boss Orange.
(Kultur Spiegel, April 2008, S.19)
Wusste ich es doch, der Produzent hinter Burial hat seine Platten in Zusammenarbeit mit Boss-Orange konzipiert. Er bleibt anonym, und die Deutung und Vermarktung überlässt er Boss. Einen cleveren Werbevertrag haben sie da damals im McDonalds ausgeheckt. Spaß beiseite, ich glaube, Boss hat da nicht bei Burial angefragt. Ich bezweifle auch, bei seiner eher pessimistischen Weltsicht (siehe Wire Interview), dass eine Verbindung zur Modeindustrie und mit sexy, glänzenden Röhrenjeans gewollt ist.
Im aktuellen Kulturspiegel geht es seitenweise ziemlich unkritisch darum, wie Modefirmen strategisch neue Musikszenen und Musik für sich verwerten. Bei Nu-Rave, Minimal Techno etc. und anderen Szenen die sich offensichtlich über Mode und Style definieren, ist das ja alles noch akzeptabel. Auch gab es im letzten Jahr eine Aktion, in der u.a. Ada, Gregor Tresher und Erobique quietschig-bunte Shirts für Levis entworfen haben – für einen guten Zweck natürlich. Natürlich hat man in der Modeindustrie inzwischen erkannt, dass gerade auch in den Szenen abseits des Mainstreams ein potentieller Markt steckt.
Aber was ist, wenn Musik, Musiker und Feierpublikum eigentlich gar nicht so viel mit Mode am Hut haben, aber trotzdem als Werbevehikel verwendet werden und gar völlig uminterpretiert werden? Muss man sich das gefallen lassen? Müssen sich wie in diesem Fall Dubstep, und demnächst auch Breakcore und IDM, eine umsatzsteigernde Fremdverwertung gefallen lassen? Wird einem auch bald erzählt, dass Venetian Snares den Esprit von Louis-Vuitton verkörpert und Thomas Jenkinson schickt auf American Apparel Plakaten die Hand in den Schritt?
das zitat ist das dümmste, was ich seit längerem gelesen habe. „Jede Musik drückt sich mit einem eigenen Modestil aus.“?? gerade dubstep tut das in meinen augen überhaupt nicht. und auch beim drum’n’bass beispielsweise geht es sehr gemischt zu. mit boss klamotten in nen kellerclub? mit sicherheit nicht.
1A-Marketing-Rumgelaber. Aber das Levis-Shirt von Erobique fand ich schon irgendwie cool.
haha, boss orange ist eines der hässlichsten labels der welt. was für ne frechheit, die schöne musik von burial für die geschmacklosen orange-klamotten zu vereinnahmen. verwaschene jeans und silberne sneakers? mir bluten schon die augen, wenn ich das nur lese…