Weibliche MCs sind im Hip Hop leider immer noch Mangelware, und wie auch bei den männlichen Kollegen geht die Qualität in Sachen Flow und Text häufig weit auseinander. Dass Frauen im Hip Hop nicht immer nur leicht bekleidet im Hintergrund von Musikvideos herumspringen scheint vielen auch nicht bewusst zu sein. Dabei gibt es sie, die talentierten weiblichen MCs, vor allem in der (Underground) Rap Szene (mit der ich mich mehr verbunden fühle als diese Seite vermuten lässt). Hier sind zwei Künstlerinnen, die man im Auge behalten sollte:
Auf Macromantics bin ich durch die Aussage von Sage Francis auf XLR8R gestoßen, der über ihr Album Moments in Movement (erscheinen auf Kill Rock Stars) meint: „this album is what the media pretends M.I.A. is all about.“ Nun gut, der Vergleich mit M.I.A. hinkt sicherlich, da beide aus einem unterschiedlichen Background kommen, und sich stilistisch, mal abgesehen von der schrägen Mode, kaum ähneln.
Macromantics ist Romy Hoffmann und sie kommt aus Australien. Angefangen hat sie in einer Noiserock Band, bevor sie nach einem USA-Aufenthalt auf Hip Hop gekommen ist. Ihr Style ist eingänglich, ebenso die Beats. Fast massenkompatibel könnte man sagen: tiefe Basslines, Gitarrenriffs, gesungene Refrains. Das Macromantics trotzdem so schnell nicht auf MTV laufen wird liegt nicht nur am teilweise sehr starken australischen Akzent, sondern daran, dass die Texte mit soviel Ironie und Popkulturreferenzen gespickt sind, die an den meisten einfach vorbeifliegen dürften. Auch der Flow, mal verspielt und schnell, mal langsam und deeper, und teilweise etwas an Princess Superstar erinnernd, trägt seinen Teil dazu bei. Anspieltip: Generation. Und bloß nicht die entsetzliche Physical Single als Maßstab nehmen!
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Die zweite die hier erwähnt werden soll ist Invincible aus Detroit. Aufmerksam bin ich auf sie durch Dabryes Two/Three Album geworden (Ein TLB Favourite des letzten Jahres), auf dem sie zusammen mit Partner Finale auf den zwei besten Tracks gerappt hat. Sowohl der klare, deutliche aber durchaus komplexe Flow als auch der sozialkritische Text haben Eindruck hinterlassen. Invincible ist eben ‚truly conscious‘, und tief im Underground verwurzelt, weshalb sie auch reihenweise den Majorlabels Absagen erteilt hat.
Informationen zur Person selbst dagegen sind ebenso rar wie eigene Veröffentlichungen, allerdings ist die Liste der Features beachtlich – Liveauftritte mit Slum Village (wo auch Jay Dee Mitglied war), Dead Prez und – hört hört – Underground Resistance stehen zu Buche. Aufgewachsen in Detroit, ist Invincible zwischenzeitlich nach New York umgesiedelt, wo sie sich der All-Female Crew Anomolies angeschlossen hat. Dass sie ihre Wurzeln nicht vergessen hat, zeigt ihre Connection zur Bling47 Community, wo es neben einer kleinen Bio auch eine Diskographie gibt. Am interessantesten ist sicherlich, dass Invincible gleich zwei Alben für 2008 geplant hat – ein Soloalbum mit dem Namen Shapeshifters und eines zusammen mit Anomolies. Man darf also gespannt sein was da noch kommt – der Track Sledgehammer auf der MySpace Seite macht jedenfalls Lust auf mehr.